Es begann in einem kleinen Ort in Thüringen: Ein älterer Herr verstarb – alleinstehend, ohne Testament. Die Überraschung kam mit dem Erbschein: Der einzige offizielle Erbe war ein Verein zur Rettung exotischer Vögel. Doch wie sich später herausstellte, war dies nur eine Fehlinterpretation des Amts. Eine vergilbte Mitgliedsbescheinigung war fälschlich als Erbverfügung gewertet worden. Der wahre Erbe – ein Neffe aus Hamburg – musste mühsam den Erbschein beantragen, um sein Recht durchzusetzen. Der Fall zeigt: Ohne klare Verfügung wird es kurios.

Ein anderer Fall führte bis ans andere Ende der Welt. Eine alleinstehende Rentnerin starb in Frankfurt. Die gesetzliche Erbfolge verwies auf einen Cousin – verschollen seit Jahrzehnten in Australien. Das Nachlassgericht verweigerte zunächst die Ausstellung des Erbscheins mangels Nachweis. Erst über einen privaten Erbenermittler konnte der Kontakt hergestellt werden. Für ihn war der erste Schritt, um das Erbe antreten zu können: den Erbschein beantragen – in einem Land, dessen Verwaltung keine Ahnung vom deutschen Erbrecht hatte.

In einem kuriosen Fall aus Nordrhein-Westfalen vermutete man im Sofa einer verstorbenen Dame ein verstecktes Testament. Stattdessen fand man ein Sparbuch mit sechsstelliger Summe – unter einem alten Katzenkissen. Die gesetzliche Erbfolge trat ein, doch der Kampf begann mit der Frage: Ist dieses Sparbuch Teil des Nachlasses? Die Erben mussten erst durch ein langwieriges Verfahren den Erbschein beantragen, bevor sie das Konto überhaupt antasten durften.

In Bayern wurde eine alte Frau tot in ihrer Wohnung gefunden. Keine Kinder, keine Verwandten bekannt. Auf einem alten Kalender fand man ein handgeschriebener Tankgutschein – geschenkt von „Lukas, meinem liebsten Nachbarn“. Darunter: „Danke für alles, du sollst alles kriegen.“ Kein Testament, kein Notar. Lukas, der Nachbar, kämpfte zwei Jahre darum, als gesetzlicher Erbe anerkannt zu werden.

Sein Weg zum Glück? Einen Erbschein beantragen – gegen alle Widerstände.

Ein besonders verworrener Fall aus Berlin: Zwei Geschwister, beide mit identischem Namen – und identischer Geburtsstadt. Nach dem Tod des Vaters beantragten beide unabhängig voneinander einen Erbschein – mit unterschiedlichen Angaben zur familiären Beziehung. Erst ein DNA-Test brachte Klarheit. Für das Gericht ein Albtraum, für die Erben ein nervenaufreibender Wettlauf um die Deutungshoheit. Auch hier wurde deutlich: Einen Erbschein beantragen kann zur psychologischen Belastungsprobe werden.

Ein verstorbener Landarzt hatte keine Kinder. Sein Besitz sollte laut gesetzlicher Erbfolge auf 19 (!) Cousinen und Cousins aufgeteilt werden – viele davon lebten im Ausland, einige konnten nicht einmal nachweisen, mit ihm verwandt zu sein. Ohne gültiges Testament blieb der Weg über das Nachlassgericht. Die Herausforderung: Wer darf überhaupt den Erbschein beantragen – und wer nicht?

Nach all diesen skurrilen Fällen wird klar: Ohne Testament wird das Erben schnell zur Geduldsprobe – und zur finanziellen Belastung. Oft müssen Wohnungen geräumt werden, bevor ein Erbschein beantragt oder ein Erbe endgültig geklärt ist. Die Angehörigen stehen dann plötzlich vor Fragen wie: Wer zahlt für die Räumung? Wie hoch sind die Entrümpelung Preise? Und was passiert, wenn die Wohnungsauflösung läuft, bevor ein rechtmäßiger Erbe gefunden wurde?